Wildpflanzen. Wildkräuter. Bäume und Sträucher. Lasst mehr wilde Pflanzen in euer Leben! Für lange Zeit habe ich die Natur mit all dem Grün um uns herum noch ganz anders betrachtet. Und um ehrlich zu sein: ich habe die Natur auch eher wenig beachtet. Zumindest, wenn es dabei um mein tägliches Essen und trinken ging. Die Pflanzen in Gärten und Parks waren daher für mich zunächst einmal nur Zierde und Stadtbegrünung. So richtig beschäftigt habe ich mich lange Zeit nicht damit. Wie großartig sich dann für mich alles veränderte im Jahr 2017!
Als all die wilden Pflanzen in mein Leben getreten sind, veränderte sich sehr viel für mich. Oder besser gesagt, als ich endlich bewusst in ihren Lebensraum eingetreten bin. Welche Bereicherung dies für mich darstellte, möchte ich hier kurz mit euch teilen. Und vielleicht kann ich auch einige Leserinnen und Leser dazu ermuntern, sich einmal näher mit dem ganzen wilden Grün zu beschäftigen. Eventuell wertet das im allgemeinen als “Unkraut” bezeichnete Grün demnächst ja auch euer Essen und Trinken auf. Ein paar leckere Rezepte findet ihr dazu hier.
Solange wie es Menschen gibt, nutzen diese die Pflanzen zum Leben.
Die Menschheit hat sich jahrtausende lang wirklich gut mit all den Pflanzen ausgekannt. Alles was um sie herum wuchs, war den Menschen nicht nur gut bekannt. Sondern natürlich wurden auch alle möglichen Pflanzen tagtäglich intensiv genutzt. Zum Beispiel, um daraus diverse Werkzeuge und Dinge für den alltäglichen Gebrauch herzustellen. So etwa Weidenkörbe, Siebe, Matten, Nesselstoff und vieles andere mehr.
Alle Völker haben sich aber vor allem jeden Tag aus und von der Natur ernährt. Wild wachsende Pflanzen, Wurzeln, Bäume, Sträucher und deren Früchte und Nüsse versorgten den Menschen jahrein, jahraus mit allem, was er zum Überleben benötigte. Die Menschheit lebte über einen sehr langen Zeitraum einfach aus und mit der Natur. Von diesem Wissen ist heute leider nicht mehr viel übrig geblieben.
Viele tausend Jahre vergingen, bis der Mensch es endlich geschafft hatte, erste Pflanzen zu kultivieren. Der Mensch begann, an einem festen Ort sesshaft zu werden. War er vorher ausschließlich Jäger und Sammler, begann er nun Samen zu säen und Früchte und zu ernten. Saatgut wurde für das kommende Jahr aufgehobern. Und die Herausbildung erwünschter Eigenschaften der Sorten begann.
Und auch, als der Mensch anfing, die ersten Vorfahren der heutigen Ziegen, Rinder und Schafe zu domestizieren, in Gattern bei sich zu halten und als Nutztiere zu nutzen, hörte der Mensch nicht auf, sich weiterhin täglich von Pflanzen zu ernähren. Und diese auch für den täglichen Bedarf zu nutzen.
Seit etwa 2017 beschäftige ich mich mit wilden Pflanzen. Mein Leben hat sich seither grundlegend verändert. Nicht nur, dass ich die Natur draussen nun quasi täglich in meinen Speiseplan mit einbeziehe. Ich habe in dieser Zeit auch ein gänzlich anderes Verständnis für viele Zusammenhänge entwickelt.
Wildpflanzen vs Wildkräuter
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Wildpflanzen oft mit Wildkräutern gleichgetzt. Botanisch gesehen ist das aber nicht ganz korrekt. Ich habe in meinen Beiträgen und Rezepten bewusst mehrfach den Begriff Wildpflanzen genutzt. Und eben nicht die Bezeichnung Wildkräuter genommen.
Dazu nun hier eine kurze Erklärung zu den Begrifflichkeiten:
Pflanzen
Auf Wikipedia findet sich folgendes zu dem Begriff Pflanzen:
Als Pflanzen (lateinisch Plantae) werden Lebewesen bezeichnet, die sich nicht fortbewegen können und Photosynthese betreiben. Pilze und Bakterien, die früher auch als zum Pflanzenreich gehörig betrachtet wurden, sind heute ausgeschlossen. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pflanze)
Wildpflanzen
… und zu Wildpflanzen schreibt man auf Wikipedia:
Eine Wildpflanze oder wilde Pflanze ist eine Pflanze, die ihren Lebensraum in der Wildnis bzw. in der Natur hat und sich ohne menschliche Hilfe (z. B.: Bewässerung, Düngung, Schädlingsbekämpfung etc.) am Leben hält.
Im Unterschied zu den vom Menschen durch Zucht, d. h. durch Auslese, Kreuzung und sonstiger genetischer Manipulation, entwickelten Kulturpflanzen sind Wildpflanzen das Ergebnis andauernder evolutionärer Anpassung der Pflanzen an die Umweltbedingungen. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wildpflanze)
Das kann man erst mal so stehen lassen. Das ist recht verständlich, denke ich.
Kräuter
“Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.” Ralph Waldo Emerson
Einige Beispiele für Inhaltstoffe von Wildpflanzen
Wildkräuter und Wildpflanzen enthalten jede Menge gute Inhaltstoffe. So enthält Löwenzahn zum Beispiel neben den entgiftenden, leberstärkenden Bitterstoffen auch reichlich Vitamine. Als da wären Vitamin B, C und E. Außerdem liefert er uns Mineralien wie Kalium, Kalzium und Eisen. Der Löwenzahn bringt etwa 40-mal mehr augenstärkende Carotinoide wie ein Kopfsalat mit. Weiterhin versorgt er uns beim Verzehr mit Flavonoiden und Omega-3-Fettsäuren.
Am Löwenzahn ist alles essbar. Ja, auch die weiße Milch, die beim Ernten aus dem Stil quillt. Sie ist völlig unbedenklich. Auch wenn uns dazu immer wieder etwas anderes erzählt worden ist. Der Löwenzahn unterstützt nicht nur mit seinen Bitterstoffen unsere Leber, sondern fördert auch die Entgiftungsfunktion. Der Löwenzahn kann den Nieren helfen, beruhigt bei Blähungen, Verstopfung und Völlegefühl und hat außerdem eine blutreinigende Wirkung. Wahrlich ein lebendiges Lebensmittel. Auch der Löwenzahn bringt 11 Enzyme (Tyrosinase, Polyphenoloxidase) mit, aktuell wird hier geforscht ob und wie diese Enzyme den Löwenzahn so perfekt vor Krankheiten schützen.
Enzyme in wilden und rohen Nahrungsmitteln
Überall in lebendigen Lebensmitteln und so eben auch in Wildpflanzen, finden sich Enzyme: In der Brennnessel hat man zusätzlich zu den entgiftenden Stoffen auch sauerstoffaktivierendes Chlorophyll und das Enzym Sekretin, das die Bildung der roten Blutkörperchen anregt, gefunden.
Meine eigene Erfahrung mit essbaren Wildpflanzen
Ich kann mich noch sehr gut an meinen allersten “wilden grünen smoothie” erinnern. Für mich, war er super lecker. Und ich hatte das Gefühl, so einen Drink wollte ich von nun an jetzt jeden Tag. Viel besser, als so ein süßes Schokocroissant zum Frühstück. Ich war danach satt und glücklich. Das war im Januar 2017.
Seither ist der grüne smoothie ein recht fester Bestandteil bei meinem täglichen Essen und Trinken geworden. Und hier auf 42 Grad.de findet ihr natürlich auch das Rezept. Zu Beginn meiner Wildpflanzen-Zeit habe ich den Smoothie etwas optimiert. Aber eigentlich bereiten wir ihn seit Jahren nun genau so zu. Hier der Link zu meinem grünen Wildpflanzen-Smoothie.
Als ich damals begonnen habe, die wilden Pflanzen mehr und mehr in meinem täglichen Speiseplan zu integrieren, habe ich viele positive Veränderungen bemerkt.. So verschwand mein Heißhunger immer mehr. Die Lust auf fettes und süßes Essen, die mich jahrzehntelang begleitet hatte, wurde immer weniger.
Meine Verdauung verbesserte sich. Meinem Darm scheinen die Ballaststoffe aus den grünen Pflanzen gut zu tun.
Und meine Zähne und mein Zahnfleisch fühlen sich seither viel sauberer, besser und gesünder an. Aber, das berichten auch andere Menschen, die sich mehr und mehr der Rohkost zuwenden.
Wildpflanzen erkennen lernen
Löwenzahn, Spitzwegerich, Brennnessel, Giersch. Knoblauchsrauke, Gundermann, Ehrenpreis, Klettenlabkraut und Vogelmiere. Noch vor einigen Jahren hätte ich außer dem Löwenzahn und der Brennnessel nichts zu diesen Pflanzen sagen können. Und diese Pflanzen zu ernten, sie für einen Salat oder Smoothie zu pflücken wäre mir damals sicher nicht in den Sinn gekommen.
Aber Dinge (und auch Menschen) ändern sich. Und heute bin ich unter anderem Fachberaterin für die Ernährung mit essbaren Wildpflanzen (HfWU).
Es gibt überall Angebote zu Wildpflanzen-Wanderungen, auf denen man einige Pflanzen zu erkennen lernt.
“Jeder kommende Frühling, der die Sprösslinge der Pflanzen aus dem Schoße der Erde treibt, gibt mir Erläuterung über das bange Rätsel des Todes und widerlegt meine ängstliche Besorgnis eines ewigen Schlafs.”
(Friedrich Schiller deutscher Dichter, Philosoph und Historiker 1759 – 1805)
Es gibt mittlerweile unzählige Angebote zum Thema Wildpflanzen bzw. Wildkräuter. Besonders in den letzten Jahren, hat sich hier viel getan. Man kann in fast jeder Stadt zu einer “Kräuterwanderung” oder “Wildkräuterführung” gehen. Diese dauern meist etwa zwei Stunden. Jeder kann hier immer wieder dazu lernen. Und sein Wissen immer wieder mit neuen Arten vertiefen.
Oder ihr macht direkt einen oder mehrere Kurse oder auch eine Ausbildung. Auch hier ist das Angebot mittlerweile wirklich groß. Von kleineren Wochenend-Kursen bis hin zur neunjährigen Ausbildung zur Kräuterfrau. Wer sich oft immer wieder mit unseren wilden heimischen Pflanzen beschäftigt, wird merken, wie man über die Zeit immer mehr Pflanzen erkennt. Und dabei auch immer sicherer wird. Also, geht raus und lasst euch von fachkundigen Menschen zeigen, was man alles essen und verarbeiten und für sich nutzen kann.
“Unkraut ist alles, was nach dem Jäten wieder wächst.” (Mark Twain)
Wildpflanzen sammeln: Was sollte man beachten?
An einige Regeln sollte man sich unbedingt beim Sammeln der Wildpflanzen halten.
- Bitte sammelt grundsätzlich nur, was ihr auch ganz sicher erkennt. Wer sich unsicher ist, sollte die betreffende Pflanze lieber stehen lassen. Und wer merkt, dass er die Pflanze doch nicht so gut kennt, sollte besser noch ein paar mal mit Profis zum Sammeln gehen. Werdet erst wirklich sicher in der Bestimmung der von euch verwendeten Pflanzen, bevor ihr sie abschneidet, erntet und verwendet.
- Man sammelt immer nur einen Teil der Pflanze. Also ein paar Blätter, ein paar Stängel, einen Teil des Samens. Man sammelt nie die ganze Pflanze. Die Pflanze soll stets überleben und neu austreiben können.
- Niemals Pflanzenteile oder gar ganze Pflanzen einfach ab- oder herausreissen. Nehmt ein Scherchen oder ein Messer mit.
- Man verlässt den Sammelplatz stets so, wie man ihn vorgefunden hat. Das bedeutet auch, bitte trampelt keine Pflanzen nieder. Oder brecht viele andere Pflanzen ab, um an eine andere zu gelangen. Wenn ihr weiterzieht, soll man am besten gar nicht sehen, dass ihr dort wart.
- Bitte sammelt nur soviel, wie ihr auch wirklich verbraucht.
- In Naturschutgebieten ist jeder Eingriff verboten. Und daher darf dort auch grundsätzlich nichts gesammelt, ausgegraben oder gepflückt werden.
- Auch auf privaten Geländen müsst ihr den Eigentümer vorher um Erlaubnis fragen.
geschütze Pflanzen und unsaubere Orten sind tabu
- Geschützte Pflanzen dürfen nicht gesammelt werden. In der deutschen Bundesartenschutzverordnung ist genau geregelt, welche Tiere und Pflanzen unter Schutz gestellt sind. Es wird dabei unterschieden zwischen besonders geschützen und streng geschützen Pflanzen bzw. Pflanzenarten. In freier Natur dürfen streng geschütze Pflanzen weder gesammelt noch beschädigt werden. Auch dürfen von diesen Pflanzen keine Blüten oder Blätter gepflückt werden. Bei besonders geschützen Pflanzen ist ein Sammeln von Wurzeln, Wurzelstöcken, Zwiebeln und auch Rosetten untersagt. Allerdings gelten diese Einschränkungen nicht, wenn ihr solche Pflanzen im eigenen Garten findet oder anpflanzt.
- Sammele stets an sauberen Orten. Also meide besser die Hundewiesen. Und auch in der Nähe von stark befahrenen Straßen oder an Bahntrassen würde ich nichts sammeln. Auch an Bahnlinien werden Herbizide (wie Glyphosat) eingesetzt.¹ Weiterhin sind auch Weiden sowie Randzonen von konventionellen Ackerflächen eher ungeeignet. Ebenso Parks mit Grillplätzen, Spielplätzen sowie andere stark frequentierte Plätze würde ich eher vermeiden. Aber mit der Zeit werdet ihr schon eure bevorzugten Sammelplätze finden. Wenn ihr euch einige Zeit damit beschäftigt, lernt ihr eure Plätze gut kennen. Und nach und nach wisst ihr auch welche Pflanzen besonders gut an welchen Orten jedes Jahr wieder zu finden sind.
Und was noch?
- Vom richtigen Zeitpunkt: ich persönlich finde, es sammelt sich am besten vormittags. Nicht bevor die Sonne aufgegangen ist, aber auch nicht nach dem Mittag. Die Pflanzen haben auch eine innere Uhr. Nach dieser eigenen Uhr steigen die Säfte aus der Wurzel nach oben. Gegen den Nachmittag, bzw. Abend sinken sie wieder zurück von den Pflanzenteilen in Richtung der Wurzel. Ich persönlich finde den Vormittag so zwischen 9.00 und 11.00 etwa einen guten Zeitpunkt.
- Außerdem: wenn es regnet sollten keine zarten Blüten gesammelt werden. Der Duft ist dann viel weniger intensiv.
- Und es gibt noch viele pflanzen- und auch jahreszeitenabhängige Sammelregeln. Diese könnt ihr auch lernen, je länger ihr euch mit dem Thema beschäftigen werdet. Es gibt auch Sammelkalender* zu diesem Thema.
- Seid dankbar. Ich bin sehr dankbar für die Natur und die Fülle und den Reichtum, die sie mir das ganze Jahr über darbietet. So bedanke ich mich bei der jeweiligen Pflanze, während ich ihr Blatt oder einen Stengel abschneide.
Meine Utensilien zum Wildpflanzen-Sammeln
Ich verwende eigentlich seit Jahren das gleiche Equiopment:
Zum Schneiden benutze ich diese Gartenschere*. Sie hat für mich eine gute Größe. Und weil sie eben sehr klein ist, für mich ein perfekter Begleiter. Auch von diesen kleinen Gartenscheren habe ich eine an jedem Ort. Sie ist handlich und lässt sich prima überall mit hinnehmen.
Und dann habe ich überall diese Körbe hier*. Also ich habe einen zu Hause in Frankfurt und einen am Bodensee und einen im Camper. Das gesammelte Grün hat darin Platz und schwitzt nicht. Von Plastiktüten oder auch Stoffbeuteln würde ich eher abraten. Ein Korb ist – wie ich finde – immer eine gute Wahl. Und er hält ewig.
Und nun wünsche ich euch viele inspirierende Momente in und mit der wilden Natur.
Eure Sandra
¹Anmerkung und Quellennachweis:
Der Anteil der DB liegt bei 0,4 Prozent der in Deutschland insgesamt ausgebrachten Herbizidmenge. Bereits in den vergangenen Jahren konnte die im Gleisbereich ausgebrachte Menge kontinuierlich reduziert werden: von 70 Tonnen in 2016, auf 67 Tonnen 2017 und 57 Tonnen 2018.
¹Quellennachweis: https://gruen.deutschebahn.com/de/news/glyphosat-ausstieg
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